Verunsichertes Glückskind – Kommt der Reizdarmschmerz zurück?

Lesedauer: 5 Minuten

Ich habe in den letzten Monaten einige Geschichten gelesen und weiß, wie schwer manche Menschen mit dem Reizdarm zu kämpfen haben. Genauso habe ich Geschichten von jungen Menschen gelesen, die durch andere chronische Krankheiten stark eingeschränkt sind. Ich muss sagen: Mir geht es verdammt gut. Dafür bin ich dankbar. In meinen Augen bin ich ein Glückskind. Doch die letzten Wochen war ich wirklich verunsichert. Ist mein Reizdarmschmerz zurück?

Bis vor kurzem konnte ich immer stolz sagen, dass ich keine Probleme mehr habe. Vor allem, seitdem ich wusste das es völlig normal war am Tag 10-20-mal zu pupsen. Davon war ich weit entfernt. Einen aufgeblähten Bauch hatte ich auch so gut wie nie. Es sei denn ich habe mir zu viel „gegönnt“. Damit meine ich, dass ich zu viele Lebensmittel oder Gerichte gegessen habe, die ich eigentlich nicht so gut vertrage. Aber selbst das ist schon Monate her und entsteht eher, wenn ich zu viel Essen gehe z. B. im Urlaub. Alle 2-3 Tage etwas vom Bäcker oder ein Restaurantbesuch waren mittlerweile kein Problem mehr. Bis vor kurzem…

Ich weiß wieder, wie es sich früher angefühlt hat ständig Unruhe zu spüren.

Vor ungefähr drei Wochen wurde es wieder schlimmer. Vermutlich schleicht es sich schon seit zwei Monaten ein. So richtig gemerkt habe ich es aber erst, als ich täglich Symptome hatte, die immer schlimmer wurden. Erst kamen Blähungen, die sich begannen zu häufen. Damit entstanden natürlich auch umso öfter Situationen, wo die Luft entweichen musste. Ich habe nicht mitgezählt, aber ich habe die 20 sicher an manchen Tagen geknackt. Glück, dass ich zurzeit im Home Office arbeite und daher viel allein bin. Zum Schluss kamen aber auch Krämpfe, morgendlicher Durchfall und vor allem Unsicherheit hinzu. Woher kommt das? Wieso passiert das auf einmal wieder? Mir ging es doch so gut…

Ich kann sagen, manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen einfach nicht. Es hat mir zudem wieder gezeigt, dass in meinem Fall die Ernährung eine unglaublich große Rolle spielt.

Ein Tag ohne Blähbauch, war ein guter Tag.

Dadurch, dass die starken Symptome bei mir mittlerweile schon Jahre her sind, habe ich glaube ich einiges verdrängt. Die letzten Wochen, die trotzdem noch weit weniger schlimm waren als meine früheren Zeiten, haben mich wieder daran erinnert, was es bedeuten kann mit Reizdarm zu leben. Ich habe mich wieder unwohl gefühlt in meinem Körper. Nicht nur wegen dem Blähbauch, sondern auch wegen der Angst keine Toilette im sicheren Umkreis zu haben. Dazu das ständige Pupsen… Wie sollte ich so vor die Tür oder etwas unternehmen? Die ständige Unruhe hat mich einiges an Kraft gekostet.

Trotz des Pups-Aha-Effekts ist es ja nicht so, dass ich es völlig entspannt finde ungeniert vor den Menschen zu pupsen. Unangenehm ist es mir trotzdem, wie doll hängt von dem Umfeld ab. Ich bin aber der Meinung, dass man niemanden verurteilen sollte, falls es mal passiert. Das gilt vor allem, wenn man weiß, dass dieser Menschen mit einem Reizdarm zu kämpfen habt und man ihm dadurch einen sicheren Rahmen bieten kann.

Magenkrämpfe durch Reizdarm

Die Angst davor, dass der Reizdarmschmerz wieder kommt, ist am schlimmsten.

Teilweise waren die Blähungen sogar wieder so stark, dass ich Schmerzen bekam. „Hallo Reizdarmschmerz“, dachte ich verunsichert. Ich verstand die Welt nicht mehr. Was habe ich getan, dass ich nach über drei Jahren ohne Probleme wieder solchen Reizdarmschmerz hatte? Und das quasi aus dem Nichts? Ich wollte einfach nur wissen was bitte mit meinem Körper los ist.

Diese Unsicherheit und Ungewissheit waren früher für mich das schlimmste. Nicht zu wissen, wie es besser werden soll, wie ich gesund werden soll. Umso wichtiger war die letzte Zeit meine Affirmation. Mir täglich Mut zu machen, dass es nicht wie früher zurück kommt, war wichtig. Ich habe selbst gemerkt, dass ich langsam Angst bekam und das natürlich zusätzlichen Stress bedeutete, der die Situation mit meinem Darm nicht besser machte. Gleichzeitig versuchte ich eine Ursache zu finden. Ich war mir sicher, dass es etwas geben muss. Wieso sonst nach der langen Zeit?

Eines Morgens, das muss schon so vier Wochen her sein, sagte ich zu meinem Partner: „Warum habe ich denn heute so einen Blähbauch? Ich habe doch nichts neues gegessen. Nichts was ich nicht vertrage. Nur mein tägliches Porridge gab es bisher. Ich verstehe es nicht!“. Zu dem Zeitpunkt spürte ich schon die Unruhe in meinem Darm, aber es war alles noch sehr leicht und ich nahm es nicht richtig ernst. Vor drei Tagen musste ich über diese Frage ganz schön lachen.

Reizdarmschmerz - Eine Reaktion kann auf sich warten lassen.

Durch mein Gefühl gesund zu sein, keine Probleme mehr mit dem Darm zu haben, habe ich das Offensichtliche übersehen. Ich habe vergessen, dass in meinem täglichen Porridge sich eine entscheidende Zutat geändert hat: Mein Eiweißpulver. Dies habe ich vor ca. 2,5 Monaten ausgetauscht, weil ich etwas Neues probieren wollte. Nach über 3 oder 4 Jahren mit dem gleichen Eiweißpulver, dachte ich mir: „Trau dich! Das neue Pulver verträgt dein Magen schon!“. Ich habe es total vergessen und musste lachen, als es mir wieder einfiel. Nur zwei Tage zuvor hatte meine Mutter mich gefragt: „Bist du sicher, dass du nichts geändert hast? Denk nochmal drüber nach.“ Ich habe wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen…

Ich dachte an den Stress bei der Arbeit, der gerade abebbte. Ich dachte an die Weihnachtszeit, in der ich viel zu viele gekaufte und damit „ungesunde“ Kekse gegessen habe. Ich dachte an alles, nur nicht an das was ich jeden Tag zu mir nahm.

Manchmal sind es so kleine Dinge, die doch durch ihre Beständigkeit den Darm reizen können. Die langfristig ein Problem erzeugen können, ohne dass man es wirklich merkt. Erst viel später macht sich der Darm bemerkbar und woran es liegt kann man dann oft nicht mehr nachvollziehen. Einer der Gründe, wieso ich damals die Zwei-Komponenten-Diät gemacht habe. Der Grund wieso ich nicht so schnell wieder etwas austauschen werde, das ich täglich zu mir nehmen will. Diese Schmerzen will ich nicht wieder.

Bin weder gesund, noch bin ich krank?

Damit wären wir wieder bei der philosophischen Frage, ab wann ein Reizdarm geheilt ist. Das habe ich hier schonmal diskutiert. Ich habe eindeutig Unverträglichkeiten. Diese können dazu führen, dass mein Darm stark gereizt ist und meine Lebensqualität deutlich sinkt. Kann man diese Unverträglichkeiten heilen? Kann man herausfinden woher das kommt? Ich weiß es nicht. Vermutlich ist der Darm viel zu komplex, als das die Wissenschaft hierfür heute schon eine Antwort hat. Ich weiß aber auch, dass ich keinerlei Lebensqualität einbüßen muss, wenn ich nicht so tollkühn bin und verrückte Dinge ausprobiere. Daher ein Memo an mich selbst: Dinge auf die du früher bei einem Milligramm reagiert hast, nicht einfach täglich zu dir nehmen.

Ich hoffe, dass ich mit der Vermutung richtig liege. Ich bin seit einigen Tagen wieder zurück zu meinem alten Pulver. Mein Darm wird wieder ruhig. Der Reizdarmschmerz ist wieder verschwunden. Schauen wir mal, wie lang er braucht sich vollständig zu erholen. Und für euch als Tipp: Manchmal entsteht ein gereizter Darm erst durch tägliche Wiederholung. Die Menge macht’s.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Katrin

    Oh sehr interessant – finde es nämlich sehr schwer, überhaupt genügend Eiweiß aufzunehmen, ohne dabei wie ein Ballon aufzusteigen. Welches verträgst du denn? Ist alles individuell, aber probieren muss man es ja… Ein sehr informativer Blog, ich bin grad eifrigst am Lesen – vielen Dank!!
    Liebe Grüße, Katrin

    1. Melli

      Hallo Liebe Katrin,
      schön, dass dir die Seite gefällt. Sowas ist immer schön zuhören.

      Zu deiner Frage: Ich nutze das Eiweiß von Nutri+ (https://www.nutri-plus.de/vegan-pea-rice-proteinpulver).
      Es besteht nur aus Erbsen- und Reisprotein. Die vertrage ich beide sehr gut und habe sie auch nicht, wie z. B. Soja, sowieso schon regelmäßig in der Ernährung.
      Geschmacklich kann ich Schoko und Vanille empfehlen. Aber wie du sagst. Das muss jeder für sich auch herausfinden. Es gibt aber weniger gefahren, wie bei 6-Komponenten
      Eiweiß zum Beispiel.

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