Eine der derzeit meist diskutierten Therapien gegen Reizdarm ist die „Low-FODMAP-Diät“ (LFD). Je mehr ich mich Therapieansätzen beschäftige, umso häufiger stoße ich darauf. Auf Instagram habe ich schon öfter von Menschen gelesen, dass sie diese Diät auch ausprobieren oder ausprobiert haben. Vielen geht es danach besser, aber leider nicht allen. Hier sind wir wieder bei der Individualität des Reizdarms. Doch was ist an dieser Diät dran? Wofür steht FODMAP und wie funktioniert diese Diät? Ist sie wirklich so gut gegen Reizdarm? All diese Fragen möchte ich in diesem Beitrag klären.
Generell kann man sagen, dass 50-84% der Reizdarm-Patienten ernährungsbedingte Auslöser für ihre Symptome nennen.[1] Somit ist eine Ernährungsumstellung oder Diät eine der beliebtesten Therapieansätze. Doch ist „Low-FODMAP“ die richtige Option? Besonders für Durchfall geplagte Menschen kann ich diesen Beitrag empfehlen!
Vergärbare Zuckerarten können vermehrt zu Blähungen führen!
Kommen wir zuerst zu dem Akronym: FODMAP. Es steht für „fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols“ oder eben auf deutsch für „fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole“.[2] Ehrlich gesagt hat mir die deutsche Übersetzung nun auch nicht viel geholfen. Eigentlich ist es aber gar nicht so kompliziert. FODMAP steht für die Fermentierung (Verarbeitung) von Zuckerarten. O steht für Mehrfachzucker, D für Zweifachzucker, M für Einfachzucker und P für Polyole. Unter Polyolen versteht man allgemein die Menge aller mehrwertigen Alkohole. Vermutlich kennst du Süßstoffe oder ätherische Öle als Vertreter dieser Gruppe.[3]
Wie der Name schon sagt sind diese Zuckerarten fermentierbar. Dies bedeutet, dass sie durch Bakterien, Pilz oder andere Zusätze zu organischen Stoffen umgewandelt werden können. Durch diesen Prozess können Gase entstehen. Genau das passiert in unserem Dickdarm. Die kurzkettigen Zucker verwandeln sich im Dickdarm zu Gasen und damit gern zu Blähungen. Eins der typischen Reizdarm-Symptome.
Warum FODMAPs meiden?
Dies bedeutet aber keinesfalls, dass die FODMAPs giftig oder ungesund sind. Aber durch die mögliche Produktion von Gasen kann eine Empfindlichkeit gegenüber FODMAPs bestehen. Dies passiert nämlich dann, wenn die Substanzen bis in den Dickdarm gelangen und dort die Gase produzieren. Problematisch kann dies aber auch sein bei SIBO (LINK), wo schon im Dünndarm aufgrund der Fehlbesiedlung Fermentation stattfinden kann. Gründe für den Transport in den Dickdarm sind zum Beispiel Malabsorption (verminderte Aufnahme im Dünndarm) oder fehlende Verdauungsenzyme.[2] Ist dies der Fall, kann eine Reduzierung von FODMAP enthaltenden Lebensmitteln zu einer Verbesserung von Blähungen, Schmerzen oder auch Durchfall führen.[2] Bei Malabsorption besteht nämlich auch die Gefahr, dass diese Substanzen verstärkt Wasser ziehen und damit zu einem weicheren Stuhl bzw. Durchfall führen.[2]
Die Diät selber läuft in drei Phasen ab: Einschränkung, Wiedereinführung und Personalisierung.[1]
Einschränkung: Bei der ersten Phase sollen die Personen Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an FODMAPs meiden. Diese Phase dauert 4-8 Wochen. Bei einer Besserung der Symptome geht es in die zweite Phase. Lebensmittel mit hohem FODMAP-Gehalt gibt es sowohl unter Gemüse, als auch Früchten. Kritisch sind auch viele Milchprodukte oder Getreidearten. Hier helfen viele freizugängliche Listen oder geschulte Ernährungsberater:innen.
Wiedereinführung: Bei der Wiedereinführung geht es darum die FODMAPs langsam einzuführen und zu erhöhen. Diese Phase dauert 6-10 Wochen und dient dazu, die persönlichen Grenzen zu definieren. Ab wann treten bei welchen Lebensmittel Probleme auf?
Personalisierung: Die letzte Phase dient dazu seine eigene Ernährung zu finden und so wenig Lebensmittel wie möglich zu meiden. Trotzdem soll man natürlich symptomfrei bleiben. Somit soll die Lebensqualität verbessert werden, ohne die Ernährung zu stark einzuschränken.
Studienlage zur Low-FODMAP-Diät
Durch die hohe Korrelation zwischen Ernährung und Essen bei Reizdarm-Patienten, sowie ersten Erfolgen in Studien erhielt LFD immer mehr Aufmerksamkeit. Mittlerweile gibt es mehrere Meta-Analysen und Reviews, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Aufgrund der noch relativ neuen Thematik sind allerdings noch weitere Studien nötig. Offene Fragen sind zum Beispiel Langzeit-Effekte oder auch Untersuchung der Phase zwei und drei.[4]
Trotzdem gibt es viele Studien die eine Besserung vor allem im Bereich Blähungen und Schmerzen zeigen, was aufgrund der möglichen Fermentierung im Dickdarm Sinn ergibt.[5,6] Des Weiteren zeigt die Low-FODMAP-Diät besonders Erfolge bei Diarrhoe Reizdarm-Patienten (IBS-D).[2,4]
Reizdarm-Patienten können in unterschiedliche Klassen unterteilt werden. Dies geschieht meistens anhand des Stuhls. Hier gibt es die Personen mit vor allem wässrigen Stuhl bzw. Durchfall (IBS-D) und die Personen mit sehr festem Stuhl bzw. Verstopfung (IBS-C). Zusätzlich gibt es noch den gemischten Typ (IBS-M) und den nicht klassifizierten Typen (IBS-U). Letztere haben keinen ausreichend auffälligen Stuhl um einer der Gruppen zugeordnet zu werden.[1]
Die Low-FODMAP-Diät ist vor allem hilfreich bei Reizdarm mit Durchfall!
Die LFD scheint laut den Studien vor allem den IBS-D Menschen zu helfen.[1,2] Auch hier ist die Erklärung vermutlich bei dem oben beschriebenen Verhalten von FODMAP Lebensmitteln zu finden. Eine geringere Aufnahme von FODMAPs führt zu einer geringeren Anreichung des Stuhls mit Wasser und damit einem festeren Stuhl. Glaubt man der Studie von Rao und Fedewa,[2] sollten sich dagegen IBS-C Patienten eher mit der erhöhten Aufnahme von Ballaststoffen beschäftigen.
Hieran erkannt man wieder die Vielfalt von Reizdarm, den Symptomen und damit auch den Therapien. Nach der Untersuchung der Studienlage verstehe ich aber durchaus die Empfehlung der Leitlinien. Diese empfehlen die Low-FODMAP-Diät besonders für Patienten mit Schmerzen, Blähungen und Diarrhoe.
[1] https://doi.org/10.1111/jhn.12530
[2] https://doi.org/10.1111/apt.13167
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Polyole (Stand 20.04.2021)
[4] http://doi.org/10.1136/gutjnl-2021-325214
[5] https://doi.org/0.3390/nu9090940
[6] https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2022/02/ZfG_Leitlinie-LL-Reizdarmsyndrom_08.02.22.pdf (Stand 20.04.2021)