Leaky Gut und das Meer Namens Darmgesundheit

Lesedauer: 5 Minuten

In meinem letzten Beitrag habe ich über meine erste Diagnose gesprochen, abseits des Reizdarms. Die Diagnose beinhaltete unter anderem die Feststellung einer hohen Anzahl an Unverträglichkeiten. Dieses Thema ist häufig eng verknüpft mit dem Thema erhöhter Darmdurchlässigkeit oder auch Ungleichgewicht der Darmflora. Daher möchte ich noch ein wenig mehr auf meine Testergebnisse und die dazugehörigen Hintergründe eingehen.

Da ich nur einen Doktor in Physik und keinen in Medizin habe, sowie keine anderen Ausbildungen in diese Richtung, sind die Informationen hier nur durch Recherche entstanden. Dies wird immer der Fall sein in meinen Beiträgen. Ich werde besonders in Beiträgen wie diesem, in denen ich das Ziel habe Hintergrundwissen zu meiner Geschichte zu liefern, vermehrt Quellen angeben und damit darstellen, wie ich mir diese Meinung gebildet habe. Dabei ist wichtig, dass ich zwar versuche vermehrt wissenschaftliche Publikationen zu finden, dies aber leider nicht immer möglich ist z. B. durch fehlende Veröffentlichungen im OpenAccess Bereich oder auch der geringen Untersuchung mancher Aspekte. Wie bereits auf meinem Blog erwähnt ist das Thema Ernährung und Darmgesundheit sehr komplex und wahrscheinlich so gut – oder eben schlecht – erforscht wie unsere Weltmeere. Manchmal finde ich für einfache Aussagen aber auch einfach eine deutsche eher allgemein verträgliche Quelle besser.

Ein sehr umstrittenes Thema in der Medizin ist das Leaky Gut Snydrom und trotzdem war es eine beliebte Antwort, wenn mich Menschen gefragt haben was ich habe. Wieso? Es umschrieb in meinen Augen meine Situation deutlich besser als das Wort Reizdarm. Aber wofür steht dieses Wort überhaupt?

Leaky Gut ist Englisch und bedeutet so viel wie löchriger Darm. Es beschreibt also das Phänomen einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut. Das es sowas gibt ist auch gar nicht umstritten und sehr gut untersucht. Die große Diskussion in der Medizin ist eher das „Henne oder Ei“-Problem. Die Frage ist: Was war zuerst da? Bei vielen Krankheiten kann man nämlich eine erhöhte Darmdurchlässigkeit feststellen. Es ist jedoch sehr unklar ob die Krankheit nun durch eine erhöhte Darmdurchlässigkeit kommt oder ob die erhöhte Darmdurchlässigkeit die Krankheit erzeugt hat.[1]

Die Beschreibung Leaky Gut wird häufig unter der Annahme verwendet, dass die Darmdurchlässigkeit zu sehr vielen weiteren Problemen führt wie z. B. den bei mir festgestellten Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die Annahme ist, dass durch die erhöhte Darmdurchlässigkeit Krankheitserreger oder z. B. unverdaute Lebensmittelanteile ins Blut gelangen und dort dann Krankheiten oder eben Allergien auslösen. Dazu gibt es aber bisher nicht genug klare wissenschaftliche Ergebnisse und es ist derzeit eher ein Wunsch damit sehr viele chronische Krankheiten zu erklären und somit auch heilen zu können.[2,3]

Darm unerforscht wie das Weltmeer

Das Thema Leaky gut ist eine Grundsatzfrage, ähnlich wie das Henne-Ei-Problem.

Es ist also zum aktuellen Stand eine Grundsatzfrage, die einen sagen die Krankheiten sind zuerst da und die anderen sagen die Darmdurchlässigkeit wird zuerst erhöht. Trotzdem werde ich es immer mal verwenden, da es für mich lange Zeit eine Beschreibung meines Problems war. Damit glaube ich nicht daran, dass das Leaky Gut unsere menschheitsrettende Allgemeintheorie ist, sondern eher das eine Therapie sowohl für die Reparatur meiner Darmwand, als auch der Darmflora dazu beigetragen hat, dass es mir besser geht.

Wie aber wurde das Ganze nun herausgefunden oder getestet?

Wie in meinem Beitrag über meine Unverträglichkeiten erzählt, war ich bei einem Arzt und hatte einen Blut und Stuhltest. Durch den Stuhltest wurde meine Darmflora untersucht. Dabei wird die Anzahl bestimmter Bakterien und Pilze untersucht. Es ist nämlich völlig normal, dass wir Menschen in unserem Darm sehr viele davon besitzen. Dies nennt man unser Mikrobiom. Allerdings gibt es unter ihnen sogenannte gute und schlechte. Gerät das Ganze aus dem Gleichgewicht, scheint dies auch einen starken Effekt auf die Gesundheit zu haben. Jedoch ist es hier wie so oft mit unserem unerforschten Meer, der Darmflora: Detaillierte Zusammenhänge konnten bisher nicht gezogen werden. Soweit ich zumindest verstanden habe, ist man sich sicher, dass es da einen großen Zusammenhangt gibt. Man weiß nur nicht wie genau.[4,5]

Bei mir zeigte sich, dass ich teilweise eine Unterbesiedlung von Bakterien hatte. Wie genau die Anzahl der benötigten Darmbakterien definiert wurde, weiß ich gar nicht genau. Ich schätze mal, man hat Darmbakterien vieler gesunder Menschen gemessen und dann einen Bereich definiert in dem bestimmte Bakterien liegen sollen. Ich auf jeden Fall lag unter diesem Sollwert

Dazu zeigte meine Stuhlprobe zusätzlich erhöhte Wert von Histamin im Stuhl, Alpha 1-Antitrypsin und Zonulin. Ehrlich gesagt habe ich mich mit diesen Worten erst befasst, als ich mich für den Blog mehr mit den Testergebnissen befasste. Wie schon woanders beschrieben, war ich damals für die Anleitung dankbar und für die Details hatte ich keinen Blick.

Aber was bedeuten diese ganzen Werte?

Damals war mir die Wissenschaft dahinter egal, ich wollte nur das es mir besser geht.

Nun war ich neugierig und habe mal nachgelesen:

Histamin
Histamin sagte mir zumindest schon Mal etwas. Allerdings eher als eine Allergie die ich manchmal gelesen hatte. Wiki sagt dazu, dass Histamin ein Naturstoff sei und beim Menschen eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen spielen würde.[6] Allerdings kann es z. B. durch Allergien zu einer Überproduktion von Histamin kommen, wodurch beispielsweise lokale Entzündungsreaktionen entstehen können.

Alpha 1-Antitrypsin
Dieser Testwert trug bei mir die Überschrift „mikroskopische Colitis“ – anscheinend eine Darmkrankheit die noch nicht im Detail untersucht ist.[7] Tatsächlich kann Alpha 1-Antitrypsin auch ein angeborener Mangel sein, welcher dann vor allem Probleme in der Lunge erzeugt. Die erhöhten Werte im Stuhl scheinen aber wiederum auf eine erhöhte Entzündung hinzudeuten.[8]

Zonulin
Die Messung von Zonulin im Stuhl ist eine Möglichkeit die erhöhte Darmdurchlässigkeit zu messen, weshalb es auch gerne in Zusammenhang mit dem Leaky Gut Syndrom genannt wird. Eine erhöhte Darmdurchlässigkeit wird zudem häufiger auch mit einer reduzierten Aufnahme von Mikronährstoffen in Verbindung gebracht.

Heute bin ich unsicher was ich mit diesen Informationen anfangen soll. Ja sie sagen mir, dass da was in meinem Darm nicht stimmte. Ich hatte damals ein sehr hohes Entzündungslevel, welches vermutlich auch zu der erhöhten Darmdurchlässigkeit geführt hat. Ich glaube aber sie sagen einem genauso wenig, wie man das Ganze wieder in Ordnung bringt, wie die Diagnose Reizdarm. Mittlerweile weiß ich, dass das Ganze nicht mit einer Therapie von 15 Monaten getan ist, sondern eher mit einer ganz allgemeinen und vor allem dauerhaften Ernährungs- aber vor allem auch Gedankenumstellung. Damit meine ich jetzt keine Gehirnwäsche, sondern eher die nötige Selbstliebe und das richtige Mindset.

Schreibe einen Kommentar

Neugierig auf Mehr?

Zum Newsletter anmelden und keinen Beitrag verpassen!