Hormone: Der Reizdarm-Zyklus

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Wie im Beitrag hier beschrieben, habe ich bei mir selbst beobachtet, dass ich häufiger an Symptomen leide, wenn ich meine Tage habe. Ich habe somit einen Zusammenhang zwischen Beschwerden und Zyklus feststellen können. Nun stellte ich mir also eine Frage: Haben Hormone einen Einfluss auf den Reizdarm?

Ich habe also mal für mich, aber auch dich, versucht herauszufinden, ob ich diese Beobachtung durch Studien nachvollziehen kann oder sie einfach nur meiner Paranoia entspringt.

Der Menstruationszyklus und seine Hormone

Dafür gibt es kurz etwas Biologienachhilfe, damit wir uns bei den Begrifflichkeiten einig sind. Vermutlich ist dir bewusst, dass es einen Menstruationszyklus gibt und dieser im Durchschnitt 28 Tage dauert. Nun kommen wir aber zu den Details: Diesen Zyklus kann man in mehrere Phasen einteilen. Diese Einteilung variiert zwischen verschiedenen Theorien beziehungsweise Modellen. So habe ich Paper gefunden welche von drei, vier oder auch sechs Phasen sprechen.[1,2,3] Einig sind sie sich darüber, dass es die Menstruationsphase, die Folikelphase, die Ovulation und die Lutealephase gibt. Teilweise wird die Ovolation (Eisprung) nicht extra als Phase betrachtet und teilweise werden die einzelnen Phasen in frühe und spätere Bereiche unterteilt. Ich werde mich hier auf die vier Phasen beziehen. Die Ovolationsphase ist ungefähr mittig im Zyklus und beschreibt den Eisprung, welcher nach einem starken Anstieg des Gelbkörperreifungshormon (LH) beginnt und nur einige Stunden dauert. Die darauffolgende Lutealephase ist durch ein hohes Progesteronlevel definiert. Die Menstruationsphase hingegen hat geringe Hormonlevel von Östrogen und Progesteron. Ersteres steigt dann in der Folikelphase und führt zum erneuten Aufbau der Gebärmutterschleimhaut.[2]

gestresste Frau
Menstruationszyklus und dessen Hormone. Angelehnt an das Bild aus {4].

Unterschied zwischen Männern und Frauen?

Ich hoffe, ich habe dich hier noch nicht verloren, aber um über den Effekt von Hormonen auf Blähungen und Durchfall zu sprechen, muss man sich leider erstmal durch die Theorie des Hormonhaushalts kämpfen. Kommen wir nun also zum spannenden Teil. Was sagt die Studienlage zu diesem Thema? Gibt es einen Zusammenhang mit dem Zyklus und welches Hormon spielt hier eine Rolle?

Besonders gut als Überblick ist hier die Studie von Adeyemo et al.,[2] welche als Meta-Analyse die Unterschiede zwischen Reizdarmsymptomen bei Männern und Frauen untersucht. Hierbei wurde generell festgestellt, dass das Symptom Blähungen häufiger von Frauen angegeben wurde. Außerdem zeigten Frauen eher verstopfungsbezogene Symptome, wie harten Stuhl oder schweres Absetzen von Stuhl. Männer hingegen hatten häufiger Durchfall oder wässrigen Stuhl. Es gibt also durchaus messbare Unterschiede in den Symptomen zwischen Männern und Frauen. Die Frage ist nur, ob dies wirklich mit den Hormonen zu tun hat.

Das Anti-Durchfallhormon?

Dafür haben sich die Autoren dreizehn Studien angeschaut, welche neben den Symptomen auch den Effekt des Zyklus darauf untersuchten. Spannend dabei ist, dass lediglich drei der dreizehn Studien keine Korrelation finden konnte. Bei allen anderen Studien zeigten sich verstärkte Symptome während der Regel. Hier spielten vor allem Blähungen und Durchfall eine Rolle. Zum Zeitpunkt der Tage veränderte sich also das Bild. Während im Allgemeinen Frauen eher Probleme mit hartem Stuhl hatten, so vermerkten sie verstärkten Durchfall während ihrer Periode. Dies unterstreicht tatsächlich meine Beobachtungen.

Die genauen Hintergründe wurden hier noch nicht verstanden. Aufgrund des Anstiegs während der Menstruation wird vermutet, dass das Absinken der Hormone (Östrogen und Progesteron) eine Rolle spielt. Die Studienlage, die dies beweist ist allerdings noch sehr dünn. Außerdem gibt es Kritik an der Form der Evaluation des Zyklus in den dazu geführten Studien. Dieser wurde nur in zwei Fällen mit einem Ovulationstest bestimmt. Häufig wurde einfach anhand der Menstruation zurück gerechnet. Da die Menstruationsphase allerdings eindeutig durch den Beginn der Blutung erkennbar ist, fühle ich mich doch sehr bestätigt in meinen Beobachtungen. Sind also Progesteron und Östrogen so etwas wie „Anti-Durchfallhormone“? Schließlich hatten Männer ja auch häufiger Durchfall-Symptome gemeldet als Frauen. Das ist jetzt eher eine wilde Theorie, doch bin ich gespannt was hier noch im Laufe der nächsten Jahre rausgefunden wird.

Die erhöhten Blähungen während der Menstruation wurden übrigens in gesunden Frauen und IBS erkrankten Frauen gefunden. Trotzdem verstärkte sich die Beobachtung, bei IBS Patientinnen.

Ich bin nicht paranoid!

Wir können also beruhigt feststellen, dass ich nicht paranoid bin und die Symptome die wir spüren, ob nun mit oder ohne IBS durchaus mit dem Zyklus variieren können. Zumindest wenn es um Blähungen und die Stuhlkonsistenz geht. Ich finde das hilft definitiv beim Einordnen. Macht mir aber schon etwas Sorgen was die Menopause angeht. Ab dann nur noch Blähungen und Durchfall? Ich hoffe nicht. Da ist die Forschung aber leider auch noch nicht weit genug. Ich hoffe auf mehr Forschungsergebnisse und auf einen pupsarmen Lebensabend (Zum Glück habe ich ja noch ein paar Jahre). Wie geht es dir? Hast du solche zyklusabhängigen Symptome auch schon entdeckt?

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