Ich bin ehrlich, ich hatte mir von meiner Recherche mehr erhofft. Eigentlich wollte ich schauen, ob ich eine Korrelation zwischen Reizdarm und Malabsorption finde und damit eine vermehrte Unterversorgung mit Mikronährstoffen bei Reizdarm-Patienten. Malabsorption bedeutet, dass aufgrund von Störungen in der Verdauung, Resorption oder Transports von Nahrungsbestandteilen ein Mangelzustand hervorgerufen wird. Das heißt trotz ausreichender Nahrungsaufnahme bekommt die Person nicht genügend Makronährstoffe (z. B. Proteine oder Fette) und/oder nicht genug Mikronährstoffe (beispielsweise Vitamine). Häufig geht damit auch eine Ausscheidung großer Stuhlmengen einher, da der Körper die Nahrung nicht richtig verarbeiten kann.[1,2]
Vitaminmangel durch Reizdarm?
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich finde meine alten Symptome schon bei den typischen Symptomen für Malabsorption wieder.[2] Ich hatte meist sehr wechselhaften Stuhl, wechselhaftes Hungergefühlt und habe mich schon oft gefragt, ob mein Körper überhaupt irgendwas in sich aufnimmt. Schaut man sich die Symptome bei Wikipedia an und liest „Massenstuhl (>300g Stuhlgewicht)“ bin ich allerdings fast schon wieder beruhigt.[2] Ehrlicherweise habe ich meinen Stuhl jetzt nicht auf die Waage gelegt, aber das klingt dann doch nach viel. Die anderen Symptome klingen allerdings weniger abwegig. Reizdarm und Flatulenz? Ohja! Reizdarm und Gewichtsabnahme? Sowas von! Hautveränderungen? Yes! Aber anscheinend ist das keine Korrelation die großartig in Studien untersucht wurde. Falls ihr doch mal auf eine solche Studie stoßt, gebt gerne Bescheid!
Bei mir wurde Malabsorption damals nie als Symptom besprochen. Ich hatte es aber auch irgendwie nicht richtig auf dem Schirm. Dass ich mir um meine Nährstoffe Gedanken mache, kam erst später. Ich muss aber auch sagen, dass bei mir nie die (Blut-)Werte meiner Mikronährstoffe in den ganzen Jahren der Arzttouren untersucht wurden. Im Nachhinein vielleicht etwas fragwürdig. Besonders, wenn man 1,5 Jahre eine Auslassdiät gemacht hat.
Leider gibt es auch kaum allgemeine Studien zu Vitaminmangel bei Reizdarm und falls doch, wird der festgestellte Mangel eher auf die veränderte Ernährung geschoben.[3,4] Sicher gibt es viele, die ihre Ernährung aufgrund der Symptome anpassen, doch sollte das ganze Thema in meinen Augen intensiver untersucht werden. Ist Malabsorption hier wirklich kein Thema?
Studienlage über Vitamin D – Das einzige wichtige Supplement?
Auf eins bin ich bei meiner Recherche allerdings immer wieder gestoßen: Vitamin D! Im Allgemeinen ist das Interesse an Vitamin D in den letzten Jahren sehr gestiegen. Es kann zwar theoretisch mit der Nahrung aufgenommen werden, doch ist die Aufnahme zu gering und der Mensch muss es daher zusätzlich durch Sonneneinstrahlung (UVB-Strahlung) selbst generieren.[5] Wie die DGE so schön sagt: „Bei häufiger Sonnenbestrahlung kann die gewünschte Versorgung ohne die Einnahme eines Vitamin-D-Präparats erreicht werden.“.
Doch was ist häufig? Seit einiger Zeit werden die Stimmen auf jeden Fall immer lauter, dass sehr viele Menschen supplementieren sollten.[6] Hier kann ich auch das ausführliche Vitamin D Kapitel in dem Buch von Rittenau „Vegan Klischee-ade!“ empfehlen, nicht nur für Veganer. Ich selbst kann hier natürlich keine Empfehlung geben, letztlich ist es immer noch eine offene Diskussion und im Zweifelsfall sollte man die Einnahme abklären lassen. Doch was sagt die Studienlage?
Effekt von Vitamin D auf Depressionen
Es gibt Studien die auf eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Defizit und Depressionen hinweisen.[7] Noch stärker ist die Studienlage in Bezug auf Vitamin-D-Supplementierung und Besserungen einer Depression.[8-10] Wobei auch nicht alle Studien einen deutlichen Effekt nachweisen konnten. Vermutlich weil nicht alle Patienten zu Beginn ein Defizit hatten. Ist dies allerdings der Fall, scheint Vitamin D eine gute Möglichkeit der Behandlung zu sein.
Ich empfand es aber als sehr spannend, dass ich auch sehr viele Studien, sogar Meta-Analysen, zum Thema Vitamin D in Bezug auf das Reizdarmsyndrom (IBS) gefunden habe. Dadurch das IBS-Patienten oft mit psychischen Problemen oder sogar Depressionen zu kämpfen haben, ist der Ansatz auch nachvollziehbar. Es stellt sich mir aber die Frage, ob die Depressionen bei Reizdarm-Patienten nicht eher durch die beeinträchtigende Lebenssituation entsteht, anstatt durch ein Vitamin-D-Defizit? Kann Vitamin D daher überhaupt helfen?
Kann Vitamin D gegen Reizdarm Symptome helfen?
Schaut man sich die Studienlage an, gibt es durchaus einen positiven Effekt bei der Einnahme von Vitamin D für IBS-Patienten. So gibt es nicht nur Studien die einen positiven Effekt auf die mentale Gesundheit bestätigen, sondern sogar welche, die eine Besserung der Rückfallrate bei IBS-Patienten nachweist.[11-13] So sagen Li et al., dass Vitamin D mindestens als zusätzliche Therapiemethode für IBS-Patienten empfohlen werden sollte.[13] In meinen Augen also definitiv einen Versuch wert, wenn man nach einem neuen Therapieansatz sucht. Vielleicht also einfach mal mit dem Arzt über den eigenen Vitamin-D-Spiegel sprechen.
Ich war wegen fehlender Reizdarm-Symptome länger nicht mehr bei einem Arzt, hoffe aber, dass diese mittlerweile offener geworden sind, wenn man alternative Wege vorschlägt. Hier sollten man aber nicht vorschnell eine Absage annehmen. Während die DGE zwar sagt, dass ein Spiegel von 50 nmol/l (25-Hydroxyvitamin-D-Serumkonzentration) ausreichend sei, gibt es vermehrt Diskussionen, dass ein Spiegel von 75 nmol/l erstrebenswert ist.[5,14]
[1] https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/gastrointestinale-erkrankungen/malabsorptionssyndrome/%C3%BCbersicht-malabsorption (Stand 03.03.2022)
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Malassimilation (Stand 03.03.2022)
[3] https://doi.org/10.1002/jgh3.12311
[4] https://doi.org/10.1177/1756283X17746625
[5] https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/ (Stand 03.03.2022)
[6] https://doi.org/10.1530/EJE-18-0736
[7] https://doi.org/10.1192/bjp.bp.111.106666
[8] https://doi.org/10.3390/nu6041501
[9] https://doi.org/10.4103/jpgm.JPGM_571_17
[10] https://doi.org/10.1016/j.nut.2014.06.017
[11] https://doi.org/10.3390/nu13103662
[12] https://doi.org/10.1038/s41430-017-0064-z
[13] http://dx.doi.org/10.1097/MD.0000000000012662
[14] https://doi.org/10.1016/j.beem.2011.06.009