Rückschläge im Leben sind völlig normal und gehören dazu. Es gibt nicht ohne Grund lauter Sprüche und Weisheiten darüber, dass man nach einem Sturz die Krone richten muss und einfach aufrecht weiter laufen soll. Ich weiß aber aus persönlicher Erfahrung, dass das nicht gerade einfach ist, wenn man immer aus dem gleichen Grund auf dem Boden landet. Wie geht man also damit um, wenn mal wieder der Darm schmerzt oder die Blähungen zurückkommen? Wie kann man solche oder andere Rückschläge verkraften?
Ich habe hier schon über einen meiner größten Rückschläge in Bezug auf meinen Darm gesprochen. Meine ersten Symptome bekam ich vor ca. zehn Jahren und nach vielen Gängen zu den verschiedensten Ärzten bekam ich eine Diagnose und einen Therapievorschlag. Dieser beinhaltet vor allem eine starke Nachrungseinschränkung und dauerte ca. zwei Jahre. Das Problem war allerdings, dass das ganze nicht sonderlich lange anhielten. Schon ungefähr 18 Monate nach Beendigung der Therapie kamen die Symptome wieder und diesmal umso stärker. Ein Rückschlag der mich damals ziemlich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
Aufstehen und die Krone richten ist beim zweiten Mal deutlich schwieriger.
Ich war total verloren. Es ließ meine Seifenblase platzen und zeigte mir, dass die Therapie vielleicht ein Pflaster auf der Wunde war, aber die Wunde dadurch nicht verheilt ist. Wie schlecht es mir eigentlich ging, kann man zum Beispiel in meinem Beitrag „Burnout Prävention“ nachlesen. Wo aber die Hoffnung her nehmen, wenn beim ersten Mal schon keiner helfen konnte? Das Stichwort hier ist Resilienz. Was das ist habe ich eigentlich erst vor ein paar Tagen gelernt. Der Begriff fasst aber ziemlich genau alle Eigenschaften zusammen, die mir halfen dieses Tief zu überwinden.
Ich werde also in diesem Beitrag die Theorie zum Thema „Resilienz“ mit meiner eigenen Erfahrung untermalen und versuchen zu erklären, wie ich mittlerweile so positiv mit meiner Geschichte umgehe.

Resilienz beschreibt die Kreativität, aus seinen zerbrochenen Träumen neue zu bauen.
Das Wort Resilienz wird in vielen Bereichen benutzt. In der Materialwissenschaft beschreibt es zum Beispiel die Fähigkeit eines Stoffes bei Verformung Energie zu speichern und sich danach wieder unter Abgabe der Energie zurück zu formen.[1] Man kann also sagen, dass sich der Stoff nicht wirklich von äußeren Einwirkungen beindrucken lässt. Ähnlich wird dieser Begriff auch in der Psychologie verwendet. Hier beschreibt es die psychische Widerstandsfähigkeit, also die Fähigkeit einer Person mit Krisen oder Rückschlägen umzugehen.[2] Besonders resiliente Menschen können ihre Ressourcen besser nutzen um Stress oder Krisen zu bewältigen und diese sogar zur Entwicklung nutzen. Natürlich ist dies eine besonders interessante Eigenschaft und daher auch vielseitig erforscht.[3]
Die Forschung der Resilienz beschäftigt sich also mit der Frage, warum manche Menschen bei denselben Stressfaktoren einbrechen, wohingegen andere gesund bleiben oder sogar dadurch gestärkt werden. Untersucht wurden vor allem mögliche Faktoren, also persönliche Aspekte die diese Menschen unterscheiden.[3] In deutschsprachiger Literatur findet man hier oft Bezüge zu den sieben Resilienz-Säulen von Karen Reivich und Andrew Shatté.[4]
Diese sieben Säulen der Resilienz lauten:
- Optimismus
- Akzeptanz
- Lösungsorientierung
- Die Opferrolle verlassen
- Verantwortung übernehmen
- Netzwerkorientierung
- Zukunftsplanung
Schaut man zum Beispiel in das Review Paper von Van Breda, so findet man ähnliche Aspekte, welche in der Forschung immer noch diskutiert werden. Ein ganz großer Punkt, welcher in meinen Augen mehreres zusammenfasst ist der Kohärenzglaube bzw. das Kohärenzgefühl.[3,5] Menschen mit einem ausgeprägten Kohärenzgefühl haben ganz allgemein eine sehr positive Grundüberzeugung. Sie gehen davon aus, dass das Leben sinnvoll ist und dass sie dieses auch sinnvoll meistern können, ohne sich von Problemen aus der Bahn zu werfen.
Wieso können manche Menschen besser mit Stress umgehen als andere?

In meinen Augen ist es sehr schlüssig, dass optimistische Menschen oder auch Menschen mit einem hohen Kohärenzgefühl, einfacher mit Rückschlägen umgehen. Mein Glück ist, dass ich ein sehr positiver Mensch bin. Ich bin manchmal so optimistisch, dass ich meinen Freunden schon auf die Nerven gehe. Vermutlich liegt das an meiner Erziehung oder Kindheit. Trotzdem habe ich bei meinem Rückschlag angefangen Affirmationen zu nutzen. Mir hat es geholfen meine positive Art wiederzufinden. Ich muss nämlich sagen, dass das zurückkommen meiner Symptome mich damals wirklich aus der Bahn geworfen hat. Affirmationen kann man für viele Bereiche nutzen. Lies dir also gerne den alten Beitrag über Affirmationen durch.
Ein weiterer Punkt sein Optimismus wieder zu finden oder zu stärken, auch wenn man zum wiederholten Mal aus demselben Grund auf die Schnauze gefallen ist, ist die Zukunftsplanung und das Verlassen der Opferrolle. Anders formuliert: Was sind die Vorteile oder was kannst du aus der Situation lernen? Ist es schlimm, wenn man nicht jeden Tag Pizza und Eis essen kann? Ist es schlimm Stress durch den Darm zu spüren? In meinen Augen nicht.
Mein Reizdarm ist mein Frühwarnsystem. Er ist mein Kompass für mehr Akzeptanz und Achtsamkeit.
Ich habe mittlerweile gelernt Dankbar zu sein für meine Geschichte. Durch meinen empfindlichen Darm und die daraus entstandenen Nahrungsmittelunverträglichkeiten habe ich den Spaß fürs Kochen und Backen, sowie viele neue Gericht entdeckt. Ich habe gelernt mehr auf mich zu hören und mir Zeit für mich zu nehmen. Mich so zu akzeptieren und vor allem auch zu erkennen, dass es nicht bedeutet krank zu sein, wenn man achtsamer mit seinem Körper umgeht und auf eine gesündere Ernährung achtet. Ich kann mir trotzdem noch jederzeit gönnen worauf ich Lust habe. Damit beinhaltet also dieser Aspekt auch noch die Resilienz-Säule der Akzeptanz, wobei dies genauso den Blick in die Realität bedeutet. Es geht hier also nicht darum das Problem schön zu reden.
Gibt es bei dir vielleicht auch einen positiven Aspekt den du finden kannst? Eine Möglichkeit in Zukunft zum Beispiel deine chronische Krankheit auch zu nutzen oder aus einem anderen Problem zu lernen?
Zuletzt ist es in meinen Augen auch wichtig die Situation zu reflektieren und nach dem ersten Schock nochmal zu schauen, wie es wirklich aussieht. Man sollte versuchen lösungsorientiert zu denken, Alternativen zu finden und Wege für eine Besserung zu suchen. Das heißt, lerne nicht pessimistisch in dem Problem zu verharren. Ich habe am Ende mit diesen Ansätzen einen Weg gefunden damit umzugehen und nun symptomfrei zu sein, es sei denn ich übertreibe im Urlaub mal wieder zwei Wochen mit dem Essen. Aber selbst dann sehe ich nicht das Negative, sondern besinne mich wieder auf eine gesunde Ernährung und darauf, dass ein wenig pupsen kein Weltuntergang ist.
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Resilience_(materials_science) (Stand 22..10.2021)
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Resilienz_(Psychologie) (Stand 22..10.2021)
[3] Van Breda, A. D., Resilience theory: A literature review. Pretoria, South Africa: South African Military Health Service. (2001)
[4] Buch: The Resilience Factor: 7 Keys to Finding Your Inner Strength and Overcoming Life’s Hurdles. (Karen Reivich und Andrew Shatté).
[5] https://www.idag-gmbh.de/glossar/kohaerenzgefuehl-sense-of-coherence/ (Stand 22..10.2021)