Während der Recherchen bezüglich meiner Symptome und Reizdarm, bin ich immer wieder auf die Abkürzung SIBO gestoßen. Natürlich bin ich immer noch keine Ärztin. Mit diesem Beitrag möchte ich aber allen Neugierigen wie mir helfen. Zudem ist es in meinen Augen auch hilfreich, selbst mögliche Ursachen zu kennen. Dies kann helfen um dem typischen „Das sind nur die Nerven.“ eines Arztes etwas entgegensetzen zu können und damit vielleicht auch die eigene Diagnose zu fordern.
SIBO steht für „small intestinal bacterial overgrowth“. Dies heißt, dass eine Fehlbesiedlung des Dünndarms vorliegt. Im Deutschen wird diese Krankheit daher auch bakterielle Dünndarmfehlbesiedelung genannt. Hierbei hat man ähnliche unspezifische Symptome wie beim Reizdarmsyndrom (RDS). Dies können zum Beispiel Blähungen, Bauchschmerzen oder Veränderung des Stuhlgangs sein.[1] Die Symptome rühren daher, dass der Dünndarm mit einem Übermaß an Bakterien besiedelt ist. Je nach vorliegendem Typ können dadurch verschiedene Symptome entstehen. Blähungen entstehen in erster Linie durch Bakterien, welche bei der Umwandlung von Kohlenhydraten Gas erzeugen. Andere wiederum verarbeiten vor allem Gallensalz und stören damit die Fettabsorption. Dies kann zu Durchfall führen, der sogenannte Gallensäure-Durchfall. [1,2]
Blähungen dank hungriger Bakterien?
Als Ursache für die Fehlbesiedlung werden häufig kolonische Bakterien genannt. Meiner Auffassung nach rührt die Bezeichnung „kolonische Bakterien“ daher, dass die Bakterien in den Dickdarm (auch Kolon genannt) gehören oder zumindest nicht in diesem Ausmaß in den Dünndarm.[1] Zu diesen Bakterien gehören zum Beispiel Lactobacillus oder Bifidobakterien. Laut Dukowicz et al. zählen zum Beispiel Menschen mit Motilitätsstörung zu Risikopatienten für SIBO. Dies sind Bewegungsstörung im Magen-Darm-Trakt, wodurch die Bakterien nicht effektiv in den Dickdarm weitergeleitet werden. Somit kann Zöliakie das Risiko an SIBO zu erkranken steigern.[2]

Stark erhöhtes auftreten von SIBO bei Menschen mit Reizdarm-Symptomen?
Ähnlich zu dem Interesse an neuen Erkenntnissen bezüglich Reizdarm, ist auch das Interesse an der Erforschung von SIBO gestiegen.[1] Verständlich, wenn man bedenkt wie groß die Anzahl an Menschen mit SIBO oder Reizdarm ähnlichen Symptomen ist.[3] In der Medizin gibt es das Wort „Prävalenz“. Dies beschreibt die Rate der Erkrankten zu einem bestimmten Zeitpunkt bzw. in einer Studie. Studien können dabei zum Beispiel Langzeituntersuchungen sein, bei der die Veränderung der Prävalenz untersucht wird, oder Studien die sich nur die Rate der Erkrankten unter bestimmten Bedingungen angucken.
Die Untersuchung der Prävalenz für SIBO zeigt noch sehr konträre Ergebnisse. Grenzt man die Studie auf Menschen mit RDS Beschwerden ein, gibt es Prävalenzen von bis zu 84%. Es wurden allerdings auch deutlich geringere Raten von sogar nur 4% gefunden.[2] Im Allgemeinen finden Studien bei 0 bis 20% der untersuchten Personen SIBO.[1,2] Forscher können daher noch nicht sagen, wie hoch der Zusammenhang zwischen SIBO und RDS ist. Ich denke aber, dass man bei Reizdarm-Symptomen SIBO definitiv im Hinterkopf behalten sollte.
SIBO Nachweis: Anzüchten oder Ausatmen?
Ein Problem ist der Nachweis von SIBO. Dies erkennt man auch an den Ergebnissen der Studien. Als Goldstandard wird gerne die Bakterienkultur gesehen. Das heißt eine Probe wird unter sterilen Bedingungen endoskopisch gewonnen und die Anzahl an Bakterien pro Milliliter bestimmt. Diese Methode ist allerdings sehr komplex und aufwendig. Zudem gibt es noch einige Diskussionen über die Schwelle der Bakterienanzahl, welche für SIBO überschritten sein muss.[4]
Als Alternative wird daher der Atemtest verwendet. Hierbei wird indirekt auf die Anzahl der Bakterien geschlossen. Er ist deutlich einfacher, damit sicherer und benötigt keinen invasiven Eingriff. Hierbei wird für 2-3 Stunden die ausgeatmete Menge an Wasserstoff (manchmal auch Methan) nach Einnahme von meist komplexen Kohlenhydraten gemessen. Dadurch können Rückschlüsse auf den Metabolismus der Bakterien und damit ihre Anzahl gezogen werden.[2] Für die Einnahme wird vor allem Laktulose oder Glukose verwendet. Diese Methode kann nur schwer evaluiert werden. Grund dafür ist die große Schwankung der Ergebnisse der invasiven Methode und die dadurch fehlenden Referenzwerte.[4]
Die Therapie von SIBO steht noch in den Kinderschuhen
Abgesehen von der aufwendigen Diagnose ist auch die Therapie noch schwierig. In den meisten Fällen wird eine Therapie mit Antibiotika verwendet, um die Anzahl der Bakterien zu reduzieren. Diese kann zugleich der Diagnose dienen. Bei Abnahme der Beschwerden durch die Therapie, wird von SIBO ausgegangen.[1,2] In meinen Augen ist ein Problem hieran, dass sowohl gute als auch schlechte Bakterien abgetötet werden. Zudem kann auch ein hoher Placebo-Effekt entstehen oder Resistenzen gegen das Antibiotika auftreten.[2] Resultate zu probiotische Therapien sind bisher nicht eindeutig.[2]
Neben einem Abbau der Bakterien, muss zur Besserung auch die Ursache herausgefunden und behoben werden. Hier können je nach Grund Operationen, Medikamente aber auch eine Umstellung der Ernährung helfen.[2] Die möglichen Nahrungsumstellungen sind vermutlich nochmal einen eigenen Blogbeitrag wert, da diese teilweise sehr komplex sind. Eine der häufigsten Genannten ist die Ernährung nach FODMAP. Diese Abkürzung steht für „fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyoles“, also bestimmte Formen von Kohlenhydraten. Generell ist das Konzept immer die Kohlenhydrate bzw. Stärkeanteile in der Nahrung zu reduzieren. Das Ziel dabei ist es, die Bakterien weniger zu füttern und dadurch die Symptome zu reduzieren.[1] Zurzeit ist die Datenlage in Bezug auf eine FODMAP Diät noch nicht ganz klar. Prinzipiell deuten Studien eine Reduktion der Symptome an. Allerdings gibt es bislang wenige Daten über Langzeiteffekte so einer Auslassdiät.[1,5,6] Es ist somit unsicher, ob diese Ernährung langfristig eher hilft oder durch Auslassen vieler Nahrungsmittel sogar schadet.