Ernährung mit Reizdarm – Hilft ein Ernährungstagebuch?

Lesedauer: 4 Minuten

Vor einiger Zeit habe ich berichtet, wie ich zu Beginn sehr simpel und einfach gegessen habe. Die von mir getaufte Zwei-Komponenten-Diät. Mir hat es geholfen meinen Körper besser zu verstehen und erstmal wieder die Angst vor jedem Happen, den ich zu mir genommen habe, zu verlieren. Eine gute Strategie, aber sicher nicht auf lange Zeit zu gebrauchen. Nur durch zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel konnte ich überhaupt alle wichtigen Nährstoffe in dieser Zeit zu mir nehmen. Das ist zwar selbst mit einer gesunden Ernährung nicht für alle Nährstoffe möglich, aber doch wollte ich auf lange Sicht deutlich ausgewogener Essen. Wie also fängt man an? Wie findet man mit lauter Unverträglichkeiten zurück zu einer ausbalancierten Ernährung? Kann ein Ernährungstagebuch dabei helfen?

Mit Zwei-Komponenten-Diät meine ich die Ernährungsweise, bei der ich maximal zwei Dinge kombiniert habe. Es gab lediglich etwas Salz und Pfeffer. Es gab keine Soßen, kein Gemüsemix, keinen bunten Auflauf. Ich weiß gar nicht mehr wie lange ich so gegessen habe, aber bestimmt 2-3 Monate. Das Essen wurde auf jeden Fall nicht so schnell langweilig, wie manch einer bei der Beschreibung denken mag. Tatsächlich machte mir das Essen wieder Spaß, denn Schmerzen blieben weg und somit auch die Angst. Aber ja, ich geb‘s zu, irgendwann wollte ich wieder mehr. Ich wollte nicht nur grüne Bohnen und Gurke essen. Ich wollte wieder mehr buntes Gemüse essen, wieder mein Curry zurück oder einfach eine Tomatensoße.

Ich wollte mein geliebtes Curry essen! Aber wie kommt man dahin?

Wie ging es also weiter nach Burnout und Zwei-Komponenten-Diät? Wie waren meine nächsten Schritte zurück zu einer freien Ernährung? Es wird mal wieder Zeit von meiner Geschichte zu berichten. Dieser Beitrag wird daher nicht quellenbasiert, sondern einfach ein reiner Erfahrungsbericht. Letztlich ist dieser Blog aber ja sowieso nichts anderes. Ich teile hier meine Erfahrungen, meine Lösungsansätze und hoffe für einige ein wenig Inspiration zu sein.

Curry trotz Reizdarm?

Hast du schon mal Ernährungstagebuch geschrieben?

Mir hat es geholfen erstmal weiterhin beim Zwei-Komponenten-System zu bleiben, also sehr vorsichtig und strukturiert zu essen. Nun aber nach und nach die Komponenten auszutauschen. Anstatt Fleisch und grüne Bohnen, gab es auch mal Paprika mit Fleisch. Oder es gab mal einen Apfel oder eine Birne mit ausreichend (2-3 Stunden) Abstand zu anderem Essen. Gleichzeitig habe ich in einem kleinen Buch notiert was ich gegessen habe und 2-3 Stunden später aufgeschrieben ob Symptome aufgetreten sind. Ich habe also ein sogenanntes Ernährungstagebuch geführt. Bei mir war es so, dass die Symptome manchmal direkt kamen (nach 10-30 Minuten) und manchmal dauerte es aber über 2 Stunden bis ich etwas merkte. Wie ist das bei dir? Kriegst du immer sofort mit, wenn du etwas nicht verträgst?

Durch das Notieren, konnte ich einen guten Überblick behalten und dadurch nach und nach mehr Lebensmittel bzw. Gemüse oder Obstsorten finden, die mein Körper vertrug. So gab es den ersten Schritt zu etwas Abwechslung. Hierbei ist es wichtig, immer nur eine Komponente neu einzuführen. So kann man mit 100%iger Sicherheit wissen, ob man die neue Komponente verträgt. Es gibt also kein Rätseln, weil man gleich 2 oder 3 neue Lebensmittel zu sich nimmt. Zudem konnte ich so immer wieder Lebensmittel testen und nach und nach immer mehr hinzufügen, sodass ich mittlerweile wieder alles Essen kann. Das liegt aber natürlich auch an den parallelen Schritten die ich nebenbei gegangen bin.

Ernährungstagebücher funktionieren nur, wenn man nicht alles durcheinander isst.

Man sollte aber nicht bei jeder kleinen Darmreaktionen einen Rückzieher machen und das Lebensmittel direkt komplett verbannen. Gerade wenn man längere Zeit nur eine Schonkost zu sich nimmt, dann ist es völlig normal, dass der Körper mal leicht reagiert. Zudem kann es auch sein das man zu Beginn gewisse Kombinationen nicht verträgt. Reagiert der Körper aber deutlich, dann warte lieber nochmal 2-4 Wochen und versuche die Komponente dann nochmal.

Bei mir war es zusätzlich der Fall, dass Kombinationen eine Rolle spielten. So ging vielleicht Paprika in kleinen Mengen zu Beginn allein, aber nicht in Kombination mit Reis. Oder Obst nur mit ausreichendem Abstand vor den Mahlzeiten, anstatt direkt als Dessert. Es gibt viele Webseiten die sagen, dass die längere Aufenthaltszeit des Obstes im Magen durch die vorangegangene Mahlzeit der Grund für vermehrte Blähungen ist. Dazu konnte ich jetzt keine verlässlichen Quellen finden, allerdings ist dies ausnahmsweise gar nicht wichtig. Der wichtigste Tipp bei Ernährung und Reizdarm ist und bleibt nämlich: Hör auf deinen Körper.

Deshalb lieber mitschreiben und vorsichtig austesten, anstatt sich durch solche Aussagen verrückt zu machen. Verträgst du Obst vor dem Essen, aber nach dem Essen nicht, dann ist es völlig egal ob Wissenschaftler dafür eine Erklärung finden. Wichtig ist, dass du für dich herausfindest, wann du etwas essen kannst, ganz ohne Angst vor Schmerzen.

Unverträglichkeiten können auch wieder verschwinden. Ernährungstagebücher helfen beim Überblick.

Ein Ernährungstagebuch wird oft Leuten empfohlen, die wie ich damals typische Reizdarm-Symptome haben. Dadurch soll rausgefunden werden, was die Ursache ist. Gibt es Unverträglichkeiten oder Allergien? Ich kann sagen, dass diese Frage nicht einfach zu beantworten ist! Hat man so wie ich mehrere Unverträglichkeiten und dazu auch noch Wechselwirkung zwischen Lebensmitteln, dann ist das nachvollziehen schwieriger als ein Samurai Sudoku zu lösen. So verträgt man ein Lebensmittel zum Beispiel mit Paprika, aber nicht mit Karotten. Dazu kamen bei mir zudem noch zeitliche Abhängigkeiten. So konnte ich am ersten Tag Banane essen, aber am zweiten Tag reagiert der Darm darauf. Mit 2-3 Tagen Pause, gab es aber keine Probleme.

Bei so vielen Einflüssen ist ein einfaches Ernährungstagebuch keine Hilfe. Deshalb ist mein Tipp eben zusätzlich die Zwei-Komponenten-Diät zu nutzen. In der Wissenschaft ist eine der wichtigsten Regeln bei Experimenten nämlich auch, dass man nicht mehrere Faktoren gleichzeitig variiert um eine sichere Aussage treffen zu können. Deshalb lieber langsam und stetig, als alles auf einmal testen. Zudem auch Lebensmittel immer mal wieder testen. Unverträglichkeiten können im Gegensatz zu angeborenen Allergien durch ein Ungleichgewicht entstehen und dadurch auch wieder verschwinden.

Ich hoffe, dass dir diese Idee helfen kann und du vielleicht eine Karte für deinen Dschungel aus Unverträglichkeiten erstellen kannst. Viel mehr aber hoffe ich, dass es dir am Ende wie mir geht und du gar keinen Dschungel mehr besitzt.

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